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Marktgemeinde
St. Veit im Pongau

 

Heimatbuch

"Unsere Marktgemeinde einst und jetzt"
von Karin Lindenthaler
395 Seiten, herausgegeben im Eigenverlag der Marktgemeinde St. Veit

Erhältlich im Gemeindeamt/1.Stock/Kassa und im Tourismusbüro
zum Preis von € 24,00.

 P1012100

Aus der Geschichte (Kurzfassung)

Das Gemeindegebiet von Sankt Veit im Pongau erstreckt sich sowohl nördlich als auch südlich der Salzach. Auf einer Mittelgebirgsterrasse oberhalb des Salzachtales liegt der Markt in 763 Meter Seehöhe. Das Ortsbild prägt noch heute der im 13. Jahrhundert planmäßig angelegte, rechteckige Marktplatz mit der erhaben über dessen westlichen Abschluss stehenden Pfarrkirche zum heiligen Vitus.

Bereits zur frühen Bronzezeit (2000-1500 vor Chr.) bestand im Zusammenhang mit dem in der Gegend betriebenen Kupfererzbergbau eine Siedlung am Klinglberg. Man vermutet, dass das Lager nur im Winter besiedelt war und das Rohkupfer im Frühling die Salzach hinunter bis in die Nähe von Salzburg transportiert wurde. Zahlreiche Funde belegen auch Siedlungen nördlich des Marktes und am Brandstattbühel (1200-900 v.Chr.). In der jüngeren Eisenzeit (ca. 450-15 v.Chr.) war auch St.Veit keltisches Siedlungsgebiet. Aus der Römerzeit hat sich ein im Kirchturm eingemauertes Grabrelief, auf dem ein keltisches Paar dargestellt ist, erhalten.
Etwa in der Zeit zwischen 800 und 1100 entstand auf der sonnigen, verkehrsgünstig gelegenen Terrasse eine Kirchensiedlung. Die erste schriftliche Nennung des Ortes wie der Pfarre („parrochia sancti Viti") ist mit der Schenkungsurkunde des Salzburger Erzbischofs Gebhard aus dem Jahr 1074 überliefert. 1244 übertrug Erzbischof Eberhard die Pfarre an das Domkapitel. St.Veit war über Jahrhunderte die Mutterpfarre und somit ein Zentrum des südlichen Pongaues. Im Anschluss daran wurde St.Veit im Spätmittelalter (13. Jh.) zur regelmäßigen Marktanlage ausgeweitet, bereits 1284 findet man die erste Bezeichnung als „forum" (Marktort), 1425 wurde das Marktrecht schriftlich fixiert. Seit der Säkularisierung des Domkapitels im Jahre 1807 ist St.Veit wieder eine selbständige Pfarre.

Die erste Kirche war einschiffig und wurde vermutlich zwischen 850 und 950 im romanischen Stil erbaut. Nach dem Brand von 1334, dem die Kirche und der halbe Markt zum Opfer fielen, wurde diese wieder aufgebaut und gleichzeitig vergrößert. In der Folgezeit wurden noch mehrere Umbauten und Vergrößerungen durchgeführt. Der noch heute bestehende Bau ist eine vierschiffige, gotische Basilika (um 1400), die einzige im Land Salzburg.

Zur Zeit der großen Emigration unter Erzbischof Firmian im Jahr 1731 – der Pongau war das Zentrum der Salzburger Protestanten – mussten allein aus dem hiesigen Gericht Goldegg/St.Veit 3100 evangelische Christen ihre Heimat verlassen. Ihren letzten Gottesdienst hielten sie der Überlieferung nach bei der noch heute bestehenden Pfarriachsteinkapelle. Die meisten Emigranten fanden in Ostpreußen (Litauen) eine neue Heimat. Sie wurden dort freundlich aufgenommen, aber ihr Wunsch, geschlossen angesiedelt zu werden, konnte nicht erfüllt werden. Nur den wenigsten war es gelungen, ihre Güter noch vor der Emigration zu verkaufen. Im Verzeichnis der zum freien Kauf stehenden Güter der Emigranten wurden für Goldegg und St.Veit 268 Höfe zum Verkauf angeboten. Diese Liste wurde nach Tirol, Bayern und bis ins Rheinland verschickt, um gut katholische Neusiedler zu gewinnen.

Um ein Wiederaufleben des Protestantismus im Pongau zu verhindern, ließ Erzbischof Firmian zwischen 1736 und 1741 zur „besseren Belehrung“ und Überwachung des Volkes im St. Veiter Ortsteil Schwarzach eine Missionsstation bauen (späteres Krankenhaus). In diesem Zeitraum wurden das Missionshaus, Wirtschaftsgebäude und die Kirche in Schwarzach errichtet. Das Missionsgebiet erstreckte sich auf die Gerichtsbezirke St. Johann, Großarl, Goldegg, St. Veit Gastein und Wagrain.

Während der Franzosenkriege von 1800 bis 1805 war St. Veit mehrmals von französischen Truppen besetzt und musste die Bevölkerung Truppeneinquartierungen und hohe Zahlungen an die französische Besatzung leisten.
Zur Zeit des Freiheitskampfes von 1809 waren vom Gericht Goldegg (mit St. Veit) 25 Schützen und 180 Landstürmer zur Verteidigung des Pass Lueg und der Pongauer Talzugänge abgestellt.

Aus einer Tabelle ist ersichtlich, dass im Pflegschaftsgericht Goldegg von Mai 1809 bis März 1810 416 Offiziere, 11.328 Soldaten (Österreicher, Franzosen und Bayern) mit 126 Pferden, durchmarschierten und auch zeitweise hier lagerten. Durch die Kriegswirren und die hohen Verpflegungskosten war das Land ausgesaugt und die Bevölkerung verarmt.
Nach der Kapitulation Österreichs 1810 folgte in Salzburg die bayrische Herrschaft bevor es am 1. Mai 1816 endgültig an Österreich kam.

Das Revolutionsjahr 1848 brachte für das Gemeindewesen eine bedeutende Änderung. St. Veit wurde wie alle anderen Gemeinden eine „Freie Gemeinde mit dem Recht auf Selbstverwaltung“ und am 9. Juli 1850 fand die erste Gemeindevertretungswahl statt bei der Johann Rest (Neuwirt) erster Bürgermeister wurde. Grundlage war das „Provisorischen Reichsgemeindegesetz von 1848“. Der Leitsatz lautete „Die Grundfeste des freien Staates ist die freie Gemeinde“. Damit entfiel die Bevormundung durch das landesfürstliche Pflegegerichte und es konnte sich eine kommunale Selbstverwaltung entwickeln.
Von 1873 bis 1875 wurde die „Giselabahn“ (Wörgl-Zell-Salzburg) erbaut und St. Veit bekam nach Intervention beim Kaiser am 5. Nov. 1877 eine Haltestelle in Schwarzach. Große Bedeutung erlangte die Haltestelle als Ausgangspunkt für die Tauernbahn die als direkte Verbindung nach Triest errichtet wurde.
In Folge des Bahnbaues kam es im Ortsteil Schwarzach zu einem starken Zuzug. So wurde am 2. Juni 1906 dieser Ortsteil von St. Veit abgetrennt und laut kaiserlichen Beschluss zur eigenständigen Ortsgemeinde Schwarzach ernannt.

Der erst Weltkrieg brachte auch über St. Veit viel Armut und Leid. So hat St. Veit von 1914 bis 1918 viele Verwundete, 40 gefallene und 5 vermisste Männer zu beklagen.

 Die schwere Agrarkrise Ende der zwanziger Jahre und die anschließende Wirtschaftskrise führt zu hoher Arbeitslosigkeit, Verschuldung der Landwirtschaft und ist dies der Nährboden für die nationalsozialistischen Ideen. Nach dem Anschluss an Deutschland erhofften sich viele in Zukunft eine wirtschaftliche Besserstellung. Nach anfänglichen wirtschaftlichen Erfolgen brachte der nationalsozialistische Terror und der Zweite Weltkrieg auch  über die St. Veiter Bevölkerung unermessliches Leid.
Es waren viele Männer als Kriegsinvaliden zurückgekommen. 63 St. Veiter sind gefallen und 13 werden vermisst. Zahlreiche Männer sind in Kriegsgefangenschaft. Der letze Heimkehrer kam erst am 4. Juni 1955 aus russischer Gefangenschaft zurück.
Nach 1945 war St. Veit amerikanische Besatzungszone. Es waren viele „Ausgebombte“ in St. Veit untergebracht und es herrschte große Hungersnot. Österreich zählte damals zu den am meisten von Hunger bedrohten Ländern der Welt.

Durch Hilfe aus dem Ausland (vor allem Amerika und der Schweiz) hat sich die Lage in den Folgejahren gebessert und konnte durch Optimismus, einen starken Willen und viel Fleiß eine bessere Zukunft gestaltet werden.